Entwicklung eines Welpen im Mutterleib
Vom Beginn der Läufigkeit bis zur Geburt
Die Entwicklung eines Hundewelpen im Mutterleib ist ein faszinierender und komplexer Prozess. Um eine erfolgreiche Trächtigkeit zu gewährleisten, ist fundiertes Wissen über den Zyklus der Hündin, den Deckzeitpunkt und die einzelnen Stadien der Embryonal- und Fetalentwicklung entscheidend. Diese Übersicht führt Sie durch alle wichtigen Etappen – von der Läufigkeit über den Deckakt bis hin zur Geburt.
Beginn der Läufigkeit – Zyklus der Hündin verstehen
Die Läufigkeit (Brunst, Östrus) ist der fruchtbare Abschnitt im Fortpflanzungszyklus einer Hündin. Sie tritt in der Regel alle 6–12 Monate auf und dauert etwa 3 Wochen.
Die vier Phasen des Zyklus
Die Progesteronwert-Messung ist der zuverlässigste Weg, um den idealen Zeitpunkt für den Deckakt zu ermitteln.
Regelmäßige Blutentnahmen beim Tierarzt in den Tagen rund um den Östrus, ermöglichen eine präzise Deckzeitplanung.
Die Trächtigkeit der Hündin, Entwicklung der Welpen Woche für Woche
Die Trächtigkeitsdauer bei Hunden beträgt im Schnitt 63 Tage (58–68 Tage), ab dem Eisprung. Der genaue Geburtstermin hängt vom Zeitpunkt der Ovulation, nicht nur vom Deckakt ab.
Die Entwicklung der Welpen unterteilt sich in zwei Hauptphasen. Embryonalphase (Woche 1–4) Zellteilung, Organanlagenbildung und der Fetalphase (Woche 5–9) Differenzierung, Wachstum, Funktionsreifung.
Woche 1 (Tag 1–7)
Der Deckakt erfolgt idealerweise 1–3 Tage nach dem Eisprung. Spermien sind in der Gebärmutter bis zu 7 Tage befruchtungsfähig. Die Befruchtung findet in den Eileitern statt, dort treffen Spermien auf die Eizellen. Die befruchteten Eizellen (Zygoten) beginnen sich alle 12–24 Stunden zu teilen. 2-Zell-, 4-Zell-, 8-Zell-Stadium usw. Um den 5. Bis 6. Tag erreichen sie das Morula-Stadium (16–32 Zellen). Tag 6 bis 7 Einwanderung in die Gebärmutter (Uterus). Die Hündin zeigt äußerlich noch keine Veränderung. Normales Verhalten, normaler Appetit.
Woche 2 (Tag 8–14)
Die nun entwickelten Blastozysten gleiten in die Uterushörner, die bei Hündinnen typisch lang sind. Noch sind sie nicht eingenistet – sie „treiben“ in der Gebärmutter, auf der Suche nach dem perfekten Platz. Die Gebärmutterschleimhaut (Endometrium) wird hormonell auf die nächste Phase vorbereitet, die Implantation. Noch zeigt die Hündin keine äußeren Anzeichen. Aber tief in ihr beginnt Leben Fuß zu fassen.
Woche 3 (Tag 15–21)
Etwa um den 19. bis 21. Tag nach der Befruchtung, nisten sich die Blastozysten ein – die Implantation ist abgeschlossen. Jetzt beginnt die Entwicklung des eigentlichen Embryos. Die ersten Keimblätter entstehen, Ektoderm, Mesoderm und Endoderm, aus denen sich später alle Organe und Gewebe bilden. Gleichzeitig bildet sich die Plazenta – das lebenswichtige Versorgungsorgan, über das der Embryo mit Sauerstoff, Nährstoffen und Hormonen versorgt wird. Die Entwicklung von Plazenta und Nabelschnur beginnt. Hormonelle Umstellungen können morgendliche Übelkeit bei der Hündin verursachen.
Woche 4 (Tag 22–28)
Die Organogenese, also die Anlage aller lebenswichtigen Organe, beginnt. Der kleine Embryo misst nun etwa 1–2 cm. Erste Augenanlagen, Gliedmaßenknospen, das primitive Herz und der Neuralrohr (Vorläufer des Rückenmarks) entwickeln sich. Ein Ultraschall kann jetzt zeigen, ob die Hündin trächtig ist – man erkennt kleine Fruchtblasen, manchmal sogar winzige Herzschläge.
Woche 5 (Tag 29–35)
Jetzt beginnt die Fetalphase – der Embryo wird zum Fötus. Die Grundstruktur aller Organe ist angelegt, nun folgt das Wachstum und die Ausdifferenzierung. Es entstehen Krallen, Tasthaare, Pigmentzellen. Der Fötus beginnt sich von einem Zellklumpen in einen kleinen Hund zu verwandeln, mit Schnauze, Augenlidern und Pfoten. Die Plazenta arbeitet jetzt voll. Sie versorgt den Fötus und schützt ihn vor äußeren Einflüssen – allerdings nicht vor allen. Deshalb ist diese Zeit besonders empfindlich gegenüber Teratogenen wie Medikamenten, Strahlung oder Infektionen. Das Gewicht der Hündin nimmt sichtbar zu.
Woche 6 (Tag 36–42)
Die Föten wachsen rapide. Ihre Körperstruktur wird stabiler, erste Bewegungsabläufe wie Strampeln oder Strecken sind im Fruchtwasser spürbar. Die Muskulatur entwickelt sich, ebenso wie die inneren Organe Leber, Nieren, Darm und Lunge reifen weiter aus. Fellfarbe und Pigmentierung wird entwickelt. Die Mutterhündin zeigt jetzt deutliche Anzeichen der Trächtigkeit. Der Bauchumfang nimmt zu, das Gesäuge beginnt sich zu entwickeln. Oft wird sie ruhiger, sucht Nähe, schont sich instinktiv.
Jetzt beginnt die Ossifikation – die Knochenverkalkung. Auf einem Röntgenbild könnten die Skelette der Welpen nun gezählt werden. Ihre Sinne – Tasten, Hören, Riechen – beginnen sich zu vernetzen. Die Föten drehen sich, strecken sich, machen sich langsam bereit. Die Hündin beginnt mit dem Nestbauverhalten. Sie sucht Decken zusammen, scharrt, will sich zurückziehen. Ein deutliches Zeichen, dass sich die Geburtsvorbereitung nähert.
Die Welpen sind jetzt fast vollständig entwickelt. Die Welpenbewegungen sind deutlich spürbar. Sie legen noch an Gewicht zu und speichern Fettreserven, die sie für die ersten Tage außerhalb des Mutterleibs brauchen. Die Lungen produzieren Surfactant, eine Substanz, die das Atmen nach der Geburt ermöglicht. Im Mutterleib wird es eng – die Bewegungen der Welpen sind kräftig, aber seltener. Wir beginnen jetzt mit der täglichen Temperaturkontrolle der Hündin – ein Absinken auf unter 37 °C kündigt die Geburt in der Regel innerhalb von 24 Stunden an.
Woche 9 (Tag 57–63)
Der Geburtsbeginn und die Anzeichen der bevorstehenden Geburt.
Die Geburt steht bevor. Die Hündin wird unruhig, hechelt, scharrt und hat schleimigen Ausfluss. Die Eröffnungsphase beginnt – der Muttermund öffnet sich. Danach folgt die Austreibungsphase, in der jeder Welpe durch rhythmische Wehen geboren wird, meist in seiner Amnionhülle, die die Mutter durchleckt und öffnet. Jeder Welpe wird von seiner Plazenta begleitet. Es ist wichtig, dass alle Nachgeburten geboren werden – ihre Anzahl sollte der Zahl der Welpen entsprechen. Und dann, endlich! Ein neues Leben liegt im Nest. Die kleinen Körper sind nass, blind und taub – und doch beginnt in diesem Moment alles. Vom ersten Atemzug bis zum ersten Bellen.
Die Geburt unterteilt sich in drei Phasen.
Die Eröffnungsphase (6–24 Stunden). Wehen beginnen, Muttermund öffnet sich. Hündin ist unruhig, gräbt, hechelt.
Die Austreibungsphase
Jeder Welpe wird durch kräftige Presswehen geboren. Zwischen den Welpen können 15 Minuten bis zu 2 Stunden liegen. Fruchtblase platzt meist kurz vor oder während der Geburt.
Die Nachgeburtsphase. Nach jedem Welpen folgt eine Plazenta. Kontrolle = Anzahl der Nachgeburten = Anzahl der Welpen. Die Hündin leckt die Welpen sauber, stimuliert Atmung und Kreislauf.
Die Entwicklung eines Welpen im Mutterleib ist ein sensibles Zusammenspiel aus der Ernährung der Hündin, Hormonen, Zellwachstum und der Fürsorge der Hündin. Mit medizinischer Begleitung, z. B. durch Progesteronwertmessung und Ultraschall, Kontrolle der Herztöne vor der Geburt, unterstützen uns als Züchter optimal. Eine gute Vorbereitung auf die Geburt sorgt für Sicherheit – für Mensch und Hündin.
Von der unsichtbaren Zelle zur tapsigen Fellnase ist es eine faszinierende Reise voller biochemischer Präzision, natürlicher Intelligenz und liebevoller Fürsorge. Jeder Welpe ist ein kleines Wunder – getragen von der Natur, begleitet von der Hündin, umsorgt vom Menschen.
In nur 63 Tagen verwandelt sich eine einzelne Zelle in ein atmendes, fühlendes Lebewesen. Die Entwicklung im Mutterleib ist ein biologisches Meisterwerk – und ein emotionales Geschenk.
Es ist wirklich ein Wunder – auch wenn es vielleicht klein wirkt, ist es etwas ganz Besonderes!
Wir sind sehr dankbar dafür, das erleben zu dürfen!